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Peter Ramsauer, Retter der deutschen Sprache

Peter Ramsauer, Retter der deutschen Sprache

Verkehrsminister Ramsauer greift gegen das Englische durch. Wo er ist, da gibt es Klapprechner und keine Laptops. Gut zu wissen, dass er zumindest im Sprachenkrieg Erfolge vorweisen kann, wo doch gleichzeitig die Deutsche Bahn dem Winter nur so lange stand hielt, bis der Winter kam. Und was für Erfolge. „Tausende Zuschriften und Anrufe“ habe es aus der Bevölkerung gegeben, erklärt er und kommunistische “100 Prozent Zustimmung“. Jetzt will er, dass der Klapprechner Schule macht. Seine Ministerkollegen hat er schon angesprochen und auch der Rest des Landes soll seinem Beispiel folgen.

Was mich angeht, finde ich dieses Sprachen-Gejammer überflüssig. (Zumal man sich einmal entscheiden muss, was nun genau in Zukunft passieren soll. Wenn die Deutschen nämlich tatsächlich kurz vor dem Aussterben sind, braucht es ihre Sprache ohnehin nicht mehr.) Natürlich ist der Einsatz von Anglizismen oft peinlich und genau aus diesem Grund gibt es schon eine unüberschaubare Anzahl an Büchern, welche die skurrilsten Beispiele dieser Mode dokumentieren. Aber gleichzeitig sind eben nicht nur das Christentum, das Judentum und der Islam Teil Deutschlands, sondern auch das Englische. Dem muss natürlich auch Rechnung getragen werden. Jüngere Menschen verwenden diese Sprache ganz selbstverständlich, weil es die Sprache ihrer Freizeit ist. Internet, Computer, Musik und Film, all dies ist eng mit den USA verbunden und dort wird eben nicht Deutsch gesprochen, gesungen und programmiert.

Ohnehin ist es nicht die Aufgabe eines Verkehrsministers, sich Gedanken darüber zu machen, ob es eine Alternative zum Wort Meeting gibt. Er sollte gewährleisten, dass die Züge fahren und die Autobahnen frei sind, in beidem hat er versagt. Das würden ihm vermutlich auch 100 Prozent seiner 100 Prozent-Unterstützer bestätigen. Was die Sprache angeht, soll man sie einfach in Ruhe lassen. Sie verändert sich, natürlich. Weil die Welt sich verändert. Das Deutsche vor hundert Jahren unterscheidet sich von unserem schließlich auch, so ist das eben mit Kulturgütern.

Mit Gewalt etwas zu vertreiben, was nicht mit Gewalt gekommen ist, wirkt so lächerlich, wie Laptop Klapprechner zu nennen. Mit der deutsch-englischen Tradition ist unser Land ohnehin deutlich besser gefahren als mit der christlich-“jüdischen“. Erstere steht für die Beatles, für Marilyn Monroe, Microsoft, Freiheit und Blockbuster, letztere für Pogrome, Hungersnöte, Krieg und Hass. Und für diesen Zivilisationssprung bin ich gerne bereit, mich an einem Service-Point anzustellen.

Böss in Berlin


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